ESSAY-BRIEF

Essay-Brief November 2014  

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Liebe und Partnerschaft II. Teil

© Bernd Helge Fritsch

 

Jeder bekommt immer den „idealen“ Partner

Viele Menschen leiden unter Zweifeln ob sie wohl den richtigen Partner bekommen werden, ob sie den richtigen Partner gewählt haben, ob sie sich trennen sollen oder nicht. Mach dir keine Sorgen! Das Schicksal macht keine Fehler! Wir glauben aus freien Stücken unsere Entscheidungen zu treffen, doch bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass davon in den meisten Fällen keine Rede sein kann. Wie ich an anderer Stelle wiederholt dargestellt habe, sind die meisten Menschen in ihren Entscheidungen bestimmt von ihren Genen, von ihrer Erziehung, von glücklichen und unglücklichen Erfahrungen und nicht zuletzt von ihrem Schicksal (sanskrit: karma).

Die meisten Menschen denken: „Es ist ein Zufall, dass ich gerade diesem Menschen begegnet bin und dass daraus eine Partnerschaft entstanden ist.“ Sie denken auch, sie selbst hätten sich für eine tiefere und länger währende Beziehung entschieden. Die Wirklichkeit sieht anders aus:

„Der Mensch denkt und Gott (das universelle Bewusstsein) lenkt.“

 

Wie Jesus erklärt:

„Sogar alle Haare auf eurem Haupte sind (bei Gott) gezählt!“  (Mat. 10, 30).

 

Nichts geschieht in diesem Universum, was nicht in eine höhere, vom gewöhnlichen Verstand nicht erfassbare Weisheit eingebunden ist.

Jeder bekommt immer den Partner, der exakt seiner Bewusstseinsstufe entspricht. Das heißt dein derzeitiger Partner ist genau „der Richtige“, egal ob deine Beziehung „gut“ ist oder nicht, egal ob dies für dich angenehm oder vielleicht sehr schwierig ist. Die Menschen um dich sind deine besten „Entwicklungs-Helfer“, von ihnen kannst du am meisten lernen.

Dein Partner entspricht deinem von dir im Zusammenwirken mit göttlicher Weisheit verursachtem Schicksal. Dieses Schicksal „straft“ nicht, sondern ist immer bestrebt dir eine Hilfe-Stellung auf dem Weg zu dir selbst zu geben. Je mehr du in der Liebe bist, desto mehr Liebe wird sich in deiner Beziehung offenbaren. Auf der anderen Seite wird dir dein Partner mit seinen Ego-Verhalten oft einen Spiegel deiner eigenen Schwächen vorhalten.

Dieses Gesetz gilt natürlich auch für alle deine anderen Verbindungen mit Menschen, wie beispielsweise zu deinen übrigen Verwandten, deinen Freunden, zu deinen Arbeitskollegen, Vorgesetzten, Kunden usw.

 

Wenn du weißt, dass du immer das bekommst, was du brauchst, so wird das Leben zum Paradies.

Byron Katie

 

Ehen „scheitern“ nicht!

Entwickeln sich Partner in verschiedene Richtungen, so kann es sein, dass die Beziehung nicht mehr den beiderseitigen Bewusstseinsstufen entspricht. Dann wird es sehr oft zu einer Trennung kommen. Dabei sollte niemand von einer „gescheiterten Ehe“ sprechen, wie dies häufig geschieht. Wozu diese negative Beurteilung? Niemand „scheitert“, jeder darf lernen und sich fortentwickeln. Beziehungen ändern sich und werden beendet. Spart euch dabei Schuldvorwürfe an den anderen oder an euch selbst.  Es gibt keine Schuld – nur Unbewusstheit!

Ein Ehe-Versprechen: „...bis das der Tod euch scheidet“ ist an sich schon ein Fehler. Wozu? Entweder ihr liebt euch oder ihr liebt euch nicht! Kann man lieben müssen? Entweder du bist in der Liebe oder nicht. Niemand kann in die Zukunft blicken. Deshalb ist es ein Verstoß gegen deine Freiheits- und Menschen-Rechte, gegen die Liebe zu dir und zum anderen, irgendein Gelübde abzulegen. Nur dir selbst und Gott solltest du verpflichtet sein in „guten und schlechten Tagen“. Damit erfüllst du alle Liebe.

Zu einer Trennung kann es natürlich auch kommen, wenn das Ego eines der Partner oder die Egos beider Partner ein weiteres Zusammenleben nicht zulassen. Wenn jedoch keine Bewusstseinsveränderung stattgefunden hat, so wird sich der Spiegel in der Umwelt für die Betroffenen Personen nicht verändern und sie werden in einer neuen Beziehung ähnliche Bedingungen vorfinden wie in ihrer alten.

Die Aufhebung einer Partnerschaft muss nicht in einer Tragödie ausarten. Sie muss nicht mit Streit, gegenseitigen Schuldvorwürfen und negativen Gefühlen verbunden sein. Sie kann friedlich, in Liebe und mit gegenseitiger Wertschätzung erfolgen. So werden negative karmische Folgen vermieden.

Oft höre ich als Argument gegen eine Scheidung, dass die Kinder der Eheleute darunter besonders leiden. Wie die Praxis von vielen Patchwork-Familien zeigt, muss dies nicht der Fall sein. Es ist für Kinder besser wenn die Eltern getrennt leben, als sie müssen Missstimmung, Unzufriedenheit, Streit und Spannungen zwischen den Partnern ertragen. Wenn Eltern in Liebe auseinander gehen, sich weiterhin respektieren und einvernehmlich die weitere Betreuung der Kinder regeln, so kann dies eine große Chance für alle Beteiligten sein.

Klammern oder Loslassen

Wahre Liebe will nicht besitzen. Eine gute Beziehung gedeiht in Freiheit und nicht im Gefängnis von gesetzlichen und moralischen Vorschriften, von Versprechungen und Gelübden.

Du kannst eine Liebesbeziehung nicht festhalten. Je mehr du das versuchst, desto rascher stirbt die Liebe. Das Glück des Lebens beruht darauf, liebevoll anzunehmen, dass alles sich ständig verändert. Bekanntlich ist allein der Wandel das einzig Beständige.

Je mehr der eine Partner den anderen zu binden, zu halten, zu umklammern versucht und auf der anderen Seite, je mehr der eine seine ureigensten Bedürfnisse zu Gunsten des anderen unterdrückt, desto sicherer werden sich Unglücklich-Sein, Leid und Krankheit einstellen.

Im dem genialen Werk von Khalil Gibran „Der Prophet“ spricht dieser:

„Liebe besitzt nicht, noch lässt sie sich besitzen.

Lasst Raum zwischen euch. Und lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.  

Liebet einander aber macht die Liebe nicht zur Fessel: Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen sein.

Füllt einander die Becher, aber trinkt nicht aus einem Becher.

Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken, denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf.“

 

Liebe und Selbsterkenntnis bedingen sich gegenseitig.

Nachdem wir Liebe SIND, schwingt in der Liebe zur Natur, zu den Menschen, zu unserem Schicksal, zum Leben wie es uns täglich entgegentritt, Selbst-Erkenntnis und Selbst-Verwirklichung mit. In der Liebe erkenne ich mich selbst, in der Liebe verwirkliche ich mich selbst.

Weil wir Liebe sind, bedeutet sich öffnen für die Liebe Selbsterkenntnis und umgekehrt ist die Selbsterkenntnis die Basis für wahre Liebe.

Nisargadatta einer der großen indischen Lehrer des 20ten Jahrhunderts erklärt dazu:

„Die Liebe für andere ist das Ergebnis von Selbsterkenntnis, nicht seine Ursache.

Solange du nicht die Einheit mit anderen Menschen realisiert hast, kannst du sie nicht lieben.“

 

Loslassen von Bewertungen

Selbsterkenntnis erfordert die Aufgabe des Egos. Wie geht das vor sich? Es ist ganz einfach. Beende deine „Ich“-bezogenen dualen Bewertungen. Liebe alles wie es ist. Liebe die Schlange, die Küchenschabe, die „hässliche“ Kröte genauso wie dein Lieblingstier. Versöhne dich mit allem, was es gibt, mit schönem und schlechtem Wetter, mit wundervollen Stunden und Katastrophen, mit „guten“ Menschen genauso wie mit „bösen“. Geh über die angeborene und anerzogene duale Denkweise - „begehre ich, will ich oder lehne ich ab, verurteile ich und bekämpfe ich“ - hinaus!

Für den Weisen entspringt alles aus göttlicher Schöpfung und göttlicher Weisheit und er durchschaut das Spiel (sanskrit: maya) der vergänglichen Erscheinungen.

Robert Adams, ein Schüler Ramana Maharshis, erklärt:

Die totale Liebe für das Universum tötet das Ego. Denn es ist das Ego, das all diese Spiele mit dir spielt. Das dich jemanden besonders lieben oder hassen lässt... Das dich glauben lässt, Giftefeu sei schlechter als die Rose. Das dich dazu bringt, das Leben zu bewerten. Für den Weisen ist alles gleich. Nichts ist besser oder schlechter als etwas anderes.

 

Wer sein Ego aufgibt, wer mit seinem Inneren verbunden sein will, muss deshalb nicht zum lebensfremden Asketen werden. Im Gegenteil, er genießt jeden Augenblick des Seins. Er ist offen für Beziehungen zu andern Menschen. Entspannt und ohne Erwartungen empfängt er, was sein Schicksal ihm anbietet. Er nimmt die Geschenke des Lebens dankbar an, doch er ist in seinem Glücklich-Sein nicht abhängig von ihnen. Er ruht in sich, ob ihm Angenehmes oder Unangenehmes begegnet.

Krishna: Wer niemanden gegenüber feindlich gesinnt ist, sondern freundlich und hilfsbereit. Wer sich von Selbstsucht befreit, wer gleichmütig bleibt in Freude und Leid, wer stets zufrieden ist und mit Entschlossenheit seinen Weg zur Selbst-Befreiung geht der wird mit mir vereint.       

Bhagavad-Gita 12,13-14

 

Eine Fortsetzung zum Thema „Liebe und Partnerschaft“ bekommst du mit dem nächsten Essay-Brief.

Herzliche Grüße,

Bernd

 

Alle bisherigen Essay-Briefe findest du auf der Homepage www.berndhelgefritsch.com

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